Wenn in der Saalestadt Hof die Nacht hereinbricht und die meißten Hofer sich das Schlafgewand überstreifen wird im Galeriehaus der etwas in die Tage gekommene Flügel zu recht geschoben, ein Schlagzeug aufgebaut, ein Kontrabass aus der Umverpackung geholt und ganz hinten in der Ecke des Obergeschosses hört man noch einige Töne von diversen Saxophonen. Denn wie öfters in den letzten Jahren wird heute wieder mal Jazz gespielt. Gespielt? Eher schon zelebriert.
Jewgeni Naplowtschik and the Crazy Chicken geben sich der Musik voller Inbrunst und Leidenschaft hin. Ein Abend der freien Improvisation verspricht überraschendes und ungewöhnliches. Der Ausnahmepianist Simon Lucaciu und der Saxophonist Jewgeni Naplowtschik haben noch eine illustere Rhythmusgruppe mitgebracht. Einige Mitglieder dieser Formation konnte man in der jüngeren Vergangenheit auch schon beim arbeitskreis fuer moderne instrumentalmusik hören. Wir dürfen gespannt sein, die Musiker sind es auf jeden Fall jetzt schon.
Am Samstag wird es sphärig im Galeriehaus. Die mittlerweile weit über die Grenzen Hofs hinaus bekannte Trip-Hop-Formation Secret Source lädt dann zu einem akustischen Ritt zu den Sternen. Beginn ist 20 Uhr, der Eintritt beträgt 8 Euro (7 Euro im Vorverkauf bei www.culticks.com).
„Das
Musikprojekt hat sich dem „Trip-Hop“ verschrieben.
Entwickelt hat sich der melancholisch-atmosphärische Sound in den
1990er-Jahren im britischen Bristol aus dem Hip-Hop, dessen
Dicke-Hose-Attitüde er aber hinter sich lässt. Viele Alben von
Bands und Künstlern wie Portishead, Massive Attack oder Tricky
gelten heute als moderne Klassiker. „Ape Shift“ macht sich
im CD-Regal gut neben diesen Scheiben.
Das
liegt auch daran, dass Secret Source – bei aller Vertrautheit der
Mittel – eben nicht bloß kopieren. Oft gehen die Franken
vertrackter, sperriger, exzentrischer mit dem Genre um als ihre
englischen Vorbilder. In seinem Wölbattendorfer Studio hat Markus
Plietsch elektronische Klangkonstrukte zusammengeschraubt, die sich
nicht selten abseits gängiger Tonarten bewegen. Darüber flirren und
mäandern Gitarren- (Oliver Schmidt) und Bassläufe (Markus Plietsch)
wie Irrlichter umher. Schlagzeuger Mike Müller entpuppt sich als
großer Könner an seinem Instrument und verleiht dem Klangcocktail
mit herrlich verschrobenen Rhythmusmustern eine weitere aberwitzige
Dimension.
Höhepunkte
beschert den Songs besonders Greta Plietschs Gesang, der sich am
treffendsten als „betörend“ beschreiben lässt. Mal
schlängeln sich die Gesangslinien – sinnlich, sexy, sirenenhaft –
durch das farbenfrohe Dickicht der Klangfarben, mal lassen sie –
kratzbürstig und verzerrt – aufhorchen. „All beauty is mine“
(„Alle Schönheit ist mein“) singt Greta im melodisch
überreich bestückten ersten Song des Albums, „Al(l)one“.
Man glaubt es sofort.“